Die Sehnsucht des Menschen nach einem Ort,
der auf der Erde gar nicht existiert, könnte der Beweis dafür sein, dass die Menschheit in Wirklichkeit von Außerirdischen abstammt... An diesem imaginären Ort wird man angenommen, wertgeschätzt und geliebt, so wie man ist. Dort muss sich keiner positionieren, niemand muss jemandem etwas beweisen oder vormachen. Dort muss man seinen Standpunkt nicht verteidigen, seine Werte nicht rechtfertigen. Man muss nicht irgendeiner, von wem auch immer festgelegten Norm entsprechen - weder optisch, noch innerlich. Man kann dort einfach SEIN.
Je älter ich wurde,
desto krasser mutierte ich von dem naivsten Wesen weit und breit zu einer abgeklärten Sarkastikerin. Mein Blick auf das Leben und die Menschen wurde immer kritischer. Erst hat mir meine eigene Abgeklärtheit unheimlich imponiert. "Ach, was bin ich für ein Realist, ich gehe durchs Leben und weiß, was mich erwartet, ach wie weit bin ich doch den ganzen gutgläubigen Blauäugigen unter uns voraus!", dachte ich. Jedoch merke ich langsam, dass mir diese Abgeklärtheit zwar für Vieles die Augen öffnete und ich dadurch sehr viel lernen konnte, aber zufriedener geworden bin ich nicht. Ja, vielleicht habe ich ein paar grobe Pech-Fälle vermeiden können oder ein paar Euro mehr verdienen können. Aber gehe ich vertrauensvoll und zuversichtlich durch das Leben? Bin ich entspannt oder gar glücklich?
Es wird wieder Zeit für etwas Unvernunft.
Die Erfahrung und das Wissen sollen dem Herzen wieder mehr Platz machen. Ich habe wieder Lust, etwas zu verklären, auch wenn ich weiß, dass es auf dieser Erde keinen perfekten Ort oder Menschen gibt. Der Realist in mir muss sich auch mal Auszeiten gönnen, er muss sich ab und an fallen lassen und sich einem Traum hingeben können, sonst wird er müde. Lebens-müde!
Die Sehnsucht und das Träumen sind wichtige Nahrungsmittel für unsere Seelen. Aber sie sollen nicht zu einer Flucht von der Wirklichkeit führen, ganz im Gegenteil. Sie sollen uns für die Wirklichkeit stärken.
Eins meiner Traum-Gegenstände ist zum Beispiel Berlin, ein Ort, auf den ich meine Sehnsucht nach Akzeptanz und nach Neuanfang projiziere.
Was bedeutet Berlin für mich?
Berlin bedeutet Vickie. Berlin bedeutet Freunde. Berlin bedeutet Fashion Week. Berlin bedeutet Anonymität. Berlin bedeutet: unproblematisch als Vegetarier leckerstes Essen finden oder Flohmärkte, wie es sie in München nicht mehr gibt.
Ob Berlin hip, hop oder hup ist - ist mir schnuppe. Ich finde es sogar nervig, dass mir jeder, dem ich erzähle, ich würde gerne nach Berlin gehen, erwidert "Oh, ALLE wollen nach Berlin gehen". Ich bin aber nicht alle. Ich bin ich und ich habe viele schöne Erfahrungen in Berlin machen dürfen. So schön München auch ist, hier färbt die Enge der Stadt wohl auf einige menschliche Horizonte ab.
Wie dem auch sei -
ich gehe erstmal wieder Träumen lernen. Vielleicht zieht die Realität dann nach.
10 Comments
Vickie
23. Oktober 2016 at 09:57Ach Liebes, obwohl ich ja gerne nach dem Motto „Geb deine Träume nicht auf, Schlaf weiter“ lebe, bin ich nach diesem Beitrag felsenfest davon überzeugt dass du so langsam wirklich nach Berlin ziehen solltest!
Pack den P. ein und ne Flasche Wein, lasst Euch desillusionieren, treiben in dieser derben Stadt, die auch ganz wunderbare Seiten hat! Vielleicht erstmal für ein halbes Jahr, vielleicht ja auch für immer. Egal was passiert, egal ob es Traum bleibt oder Realität wird – dein Leben wäre sicher um einige Erfahrungen reicher!
Freu mich dich zu sehen! ?❤
Charli
23. Oktober 2016 at 13:21Hallo liebe Esra,
dein Sehnsuchtsort kommt dem „Goldenen Zeitalter“ sehr nahe. Da kann ich jetzt mit meinem Wissen aus dem Ethikunterricht punkten, ich musste einen Vortrag halten und diesen paradiesischen Ort, der wohl nur ein Wunsch bleiben wird, beschreiben. Manchmal ist Schule ja doch sinnvoll, man kann schlaue Kommentare schreiben. Ha, ha… ;)
Ich finde es auch super wichtig, dass man sich Träume erhält, auch wenn sie absurd sind. Manchmal verändern sich Träume ja auch, aber mein Traum ist es irgendwann einmal in England zu leben. Ob das wirklich klappt ist dabei gar nicht am Wichtigsten, aber es treibt mich irgendwie an. Immer, wenn mal irgendwas schwer fällt oder nervt, kann ich mich damit motivieren.
Berlin ist auch toll. Ich bin gern dort und kann dich total verstehen. Die haben dort so eine Lässigkeit und keiner kümmert sich, wie man rumläuft. Im Gegenteil, man wird noch bewundert, wenn man irgendwie anders aussieht. Zumindest kommt es mir immer so vor, wenn wir dort sind. Also, ich finde ja, du passt perfekt nach Berlin. ;)
Liebe Grüße und noch einen verträumten Sonntag ;)
Charli
Kim
23. Oktober 2016 at 15:26Ich weiß genau was du meinst, wenn du über Berlin schreibst. So geht es mir auch immer, wenn ich an die Stadt denke. Vor allem, weil ich dort bisher nur positive und spannende Erfahrungen gesammelt habe. Zuhause fällt einem dann doch hin und wieder die Decke auf den Kopf und man fühlt sich eingeschränkt und im Trott gefangen.
Liebe Grüße,
Kiamisu
Foxy
23. Oktober 2016 at 17:13Mein Sehsuchtsort ist immer wieder die Insel Rügen u die schöne Altmark…wie gern bin ich in Berlin aufgewachsen, durfte die Wende und vorher die Trennung hautnah miterleben. Vielleicht gibt mir das manchmal auch einen verklärten Blick auf die Stadt, die so viele Abenteuer für Träumer bereit hält. Ich bin hier gern und doch träume ich mich oft weg. Vielleicht fehlst du uns hier einfach,damit es wieder ein Stück bunter wird❤️
Esra Blog
23. Oktober 2016 at 17:53Liebe Vera, danke!!! Das ist so lieb von dir!! <3 Aber klar, es ist eigentlich egal, wo man lebt, man träumt sich eben immer woanders hin und das ist einfach nur menschlich :)
Vielleicht sehen wir uns ja wieder im Januar ;)
lg
Eli
23. Oktober 2016 at 20:21Was für ein toller Text! Besonders dein Fazit gefällt mir super gut und regt total zum eigenen Nachdenken über eigene Träume an!
LG Eli
http://doctorsfashiondiary.jimdo.com
Anne
24. Oktober 2016 at 13:41Du hast so Recht… Träume sind unglaublich wichtig, weil sie es sind, die unserem Leben letztlich ein Ziel, einen Sinn geben. Aber dafür müssen wir auch anstreben sie tatsächlich umsetzten zu wollen. Wichtige Botschaft, vielen Dank dafür!
Liebe Grüße
Anne
http://trustyourgut1.blogspot.de/
Esra Blog
24. Oktober 2016 at 17:53Liebe Anne, danke! Aber ich meine tatsächlich, dass Träume auch ganz ohne Druck geträumt werden müssen. Das ist dieses Optimierungs-Unding unserer Zeit, dass wir meinen, alle Träume verwirklichen zu müssen (dream – believe – achieve). Ich sage – Ziele müssen erreicht werden. Träume nicht unbedingt.
lg
Lavie Deboite
24. Oktober 2016 at 23:30Ach wie gut ich dich versteh!!!! Ich war in diesem Jahr so oft in Berlin wie noch nie zuvor und vermisse es trotzdem jeden Tag an dem ich nicht dort bin. Ich hatte dort mit meine beste Zeit bisher und finde es einfach immer wieder wunderschön! Wie oft ich schon mit dem Gedanken gespielt habe meinen Koffer zu packen und abzuhauen! Ich schau sogar ab und zu Berlin Tag und Nacht nur weil ich es so schön ist zwischendurch ein paar Pätzchen zu sehen, an denen ich gerne Zeit verbringe. Irgendwie hüpft da immer ein bisschen mein Herz. In den kommenden Wochen werd ich mich wohl auch mal wieder spontan in’s Auto setzen und Ascol besuchen. Es ist einfach wundervoll, wenn man in dieser Stadt auch noch groartige Menschen kennt mit denen die Zeit stehen zu bleiben scheint. Auch die Tickets für Januar sind schon gebucht und irgendwie erfüllt das mein Herz mit so einer Vorfreude, dass sie mir jeden Tag bis dahin verschönert. Ich weiß also genau was du meinst und hoffe wir verbringen im Januar auch wieder etwas Zeit gemeinsam dort!
Esra Blog
25. Oktober 2016 at 01:46Liebe Diana, das ist echt schön zu lesen! Ich frag mich halt ab und zu, ob wir da nicht etwas idealisieren, aber andererseits – ist doch scheiß wurscht :D Ich weiß trotzdem nicht, ob ich im Januar da sein werde, es war einfach SO krass bitterkalt letztes Jahr hihi ^^
Aber dann denke ich bestimmt „Ach egal“ und komme wieder :)
lg und gute Besserung!! <3