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„Pille? Ach komm, stell dich nicht so an!“

Nein, ich bin nicht zum Dr. Sommer mutiert. Trotzdem geht es hier heute um ein ziemlich intimes Thema, welches ich aber so wichtig finde, dass ich mich entschloss, hier darüber zu schreiben. In letzter Zeit höre und lese ich im Zuge des neuen Feminismus, dass Frauen immer öfter die Einnahme der Pille verweigern oder dazu stehen, dass ihnen diese Art der Verhütung suspekt ist. Noch vor 10 Jahren war ich gefühlt die absolut EINZIGE, die so dachte und musste deswegen so einiges ertragen. Ich dachte - mit mir stimmt was nicht, denn alle anderen verhüten mit der Pille und nehmen all die Nebenwirkungen in Kauf oder haben gar kein Problem damit.

Jetzt, wo das Thema langsam öffentlich wird, erkenne ich, dass ich nicht alleine bin und sehe das, was ich damals schon ahnte - dass das Thema Pille von der Gesellschaft maßlos verharmlost wurde und immer noch wird.

die Pille und ich

Es gibt eine Sache in meinem Leben, die ich instinktiv immer verteidigt und durchgezogen habe - nämlich meine tiefe Abneigung gegen die Pille. Ja, ich habe noch nie hormonell verhütet. Ich komme aus Rußland - dort war die Pille zu meiner Zeit noch nicht so weit verbreitet, wie hier. Als ich mit 13 Jahren nach Deutschland kam, war das bei uns zuhause deswegen irgendwie nie wirklich Thema, was auch noch dadurch begünstigt wurde, dass ich meinen ersten Freund erst mit  20 hatte. Irgendwann wurde das Thema dann doch zu einem Problem - für ihn. Und genau das sollte mir in meinen folgenden Beziehungen immer wieder passieren. Die Herren der Schöpfung haben alles versucht, um die lästigen Gummis loszuwerden - was ich ja irgendwo auch nachvollziehen kann. Was ich dagegen nicht nachvollziehen kann, ist die Tatsache, dass meine Partner es auf jede erdenkliche Art und Weise versuchten, mir die Pille schmackhaft zu machen.

"Ach komm, warum muss die Pille ausgerechnet bei dir Nebenwirkungen haben?"  -

"Du bist zu negativ eingestellt"  -

"Stell dich nicht so an, du machst ja ein totales Drama draus"  -

"ALLE Frauen nehmen die Pille"  -

-  das waren die "Argumente", die ich mir anhören musste.

was machen Hormone mit uns?

Die Sache war die: mir war der Gedanke äußerst unangenehm und suspekt, dass ich Hormone schlucken muss, obwohl ich gesund bin und mit meinem Zyklus und auch sonst alles stimmte. Bei manchem chronischen Krankheiten (wie z. B. Endometriose, die übrigens ziemlich schwer zu diagnostizieren ist) braucht man die Pille aus Therapiezwecken. Aber wenn alles in Ordnung ist?..

Seit klein auf wusste ich, dass Hormone die mitunter wichtigsten Regulatoren des Körpers sind. Sie regeln alles Mögliche: vom Haarwachstum über Gewicht bis hin zu Libido, Euphorien oder Depressionen und viel viel mehr. Jede Frau, die ihre Tage hat, merkt ganz direkt den Einfluss der Hormone auf ihre physische Befindlichkeit und oft auch auf ihre Stimmungslage.

Erschreckenderweise bekommen Teenager die Pille als "Allheilmittel" gegen Akne, Regelschmerzen etc angepriesen - Nebenwirkungen werden oft nur am Rande erwähnt, wenn überhaut! Hier ist ein toller Artikel zum Thema "Anti-Baby-Pille ist kein Lifestyle-Produkt".

was hat die Pille mit Feminismus zu tun?

Habt ihr euch schon mal die Frage gestellt, warum sich immer nur Frauen um die Verhütung kümmern müssen (hier ein etwas überspitzter, aber leider wahrer Artikel dazu)? Ich denke, in den letzten Jahren ist es etwas besser geworden, allerdings gibt es noch keine vergleichbare hormonelle Verhütung für den Mann.

Die unausgesprochene Begründung lautete bis jetzt: Frau kann Kind kriegen - Frau hat Problem. Mann kann sich aus dem Staub machen - Mann hat kein Problem... Klar, so richtig "aus dem Staub machen" geht nicht ganz - viele Väter müssen Alimente zahlen. Aber ihr wisst, was ich meine - es ist immer noch die Frau, die das Kind austrägt, zur Welt bringt und dann mehr oder weniger jahrelang 24 Stunden am Tag um sich hat, um das vereinfacht auszudrücken.

Ich sehe durchaus einen Zusammenhang zwischen der Tatsache, dass hormonelle Verhütung bisher der Frau überlassen blieb, und der Unterdrückung der Frau. Früher war es einfach so, dass die einzige Verhütung quasi die Enthaltsamkeit war. Heißt - Sex gab es erst nach der Heirat, und dann ging es aber los - ein Kind kam nach dem anderen. Deswegen waren die Frauen erstmal froh, als es die Pille gab - denn sie bedeutete die Möglichkeit zur Selbstbestimmtheit der Frau. Allerdings scheint es die Pharma-Industrie und damit die Gesellschaft kaum zu interessieren, dass durch die Pille gravierende gesundheitliche Schäden und Risiken entstehen, solange es um die Frau geht. Die Forschung an einem hormonellen Präparat für Männer wurde allerdings eingestellt, als Männer sich über Nebenwirkungen wie Depressionen, Libido-Störungen und Gewichszunahme beschwerten.

Fazit

Die gesundheitlichen Risiken der Pille dürfen nicht verharmlost werden - weder durch Männer, noch durch die Frauen selbst. Wer kein Problem mit der Pille hat - bitteschön. Allerdings berechtigt das meiner Meinung nach noch nicht zur Einstellung, dass es "normal" und völlig unbedenklich ist, schon kurz nach der ersten Periode mit der Pille zu beginnen. Der weibliche Körper und auch die Psyche sind zu dieser Zeit noch bei Weitem nicht fertig ausgebildet, und so bekommen ganz viele Frauen nie die Möglichkeit, ihren eigentlichen Körper und ihre eigentliche, ursprüngliche Psyche kennenzulernen. Einige Frauen meinen, sie würden genetisch zu Depressionen oder Gereiztheit neigen, dabei kann das an den Hormonen liegen. Viele stellen erst fest, dass sie in Wirklichkeit die ganzen Jahre durch von der Pille beeinflusst und geformt wurden, als sie diese absetzen.

Auch Langzeitschäden sind bisher nicht genug erforscht worden. Es muss mehr passieren - es muss Alternativen für Männer geben und neue Methoden zugelassen werden. Bis dahin sollten beide Geschlechter mehr Toleranz und Interesse zeigen und es ohne Wenn und Aber respektieren, wenn Frauen eine Abneigung gegen die Pille haben.

Sehr empfehlenswert zu dem Thema - dieser Artikel!!

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Esra liest: noch ein Sex-Ratgeber??

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Heute geht es um Sex!

Kaum zu glauben, aber auch mein Leben besteht nicht ausschliesslich aus Shootings, Shopping und Essen. Es gibt auch einige andere Themen, die hier auf dem Blog normalerweise ausgeklammert werden.
Der Auslöser dafür, dass ich die „schönste Nebensache der Welt“ heute doch mal thematisiere, war eine Anfrage einer Buchrezension. Niemand geringerer, als die Nina Wagner von „Im Gegenteil“, versuchte sich als Autorin.
Das erste, was mir dabei durch den Kopf ging, war das Wort „oje“. Gleich im Anschluss folgte „Ach ja, schlimmer als `How to be Parisienne` wird es schon nicht sein!“ War es dann auch nicht :D

Hand aufs Herz – wer ist unzufrieden mit seinem Sexleben?

Warum gibt es so viele Tabus, wo wir uns doch für so aufgeschlossen halten? Wieso kann man gerade mit dem Menschen, der einem am nächsten steht, so oft nicht direkt über seine Bedürfnisse und Wünsche reden?
Gewiss hat es noch immer mit den festgefahrenen Geschlechterrollen zu tun, aber auch mit der eigenen Unsicherheit. Die wiederum resultiert oft aus dem fehlenden Selbstbewusstsein, der echten, wahren Selbstliebe. Wieso kasteien wir uns selbst so oft und halten uns für nicht ausreichend?

Die wichtigste Message des Buches:

Wir müssen dringend lernen, uns so zu mögen, wie wir sind! Das ist der Schlüssel zum erfüllten Sexualleben! (Ich ergänze: aber auch der Schlüssel zum erfüllten Leben überhaupt). Weniger denken, was andere von uns halten – mehr unsere Wünsche und Gefühle kommunizieren – und im gleichen Atemzug aushören, über Andere zu urteilen! Toleranz  anderen und sich selbst gegenüber sollten die Grundpfeiler unseres Lebens sein.

 

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Aber von vorne.

AUFBAU

Das Buch wechselt zwischen theoterischen Abschnitten und Erfahrungsberichten.

Die theoretischen Teile sind eine Art Zusammenfassung von dem jeweiligen Thema, z. B. gesellschaftliche Normen / Verhältniss zum eigenen Körper / Sex Toys / Dates (in real life und auch online) / Verhütung / Sex Talk / Periode / Stellungen / Tabus und Grenzen.

Die Stories dazwischen sind wie Erfahrungsberichte einer (ehrlichen und aufgeschlossenen) Freundin, die endlich mal alles ausspricht, was man selber schon oft gedacht hatte, aber meinte, dass es nur einem selber so geht. Zum Beispiel, so eine banale Sache, wie dass beim Küssen manchmal die Köpfe aneinanderschlagen bzw die Nasen im Weg sind :D Das sind ja so kleine Verlegenheitsmomente, die wohl jeder von uns in irgendeiner Form schon mal hatte. Allerdings gibt es ganz verschiedene Berichte, sowohl von der ersten richtig langen Beziehung als auch von einer misslungenen BDSM-Erfahrung.

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Lieblings-Zitate:
  • „Ich bin Single und suche nach keiner festen Beziehung. Nein, ich verdränge keine Sehnsucht, die mich insgeheim auffrisst und ja, genau diese Unterstellung nervt gewaltig“ (S. 69)
  • „Alle sind auf der Suche. Nach Selbstverwirklichung, nach Großstadtluft und Anonymität, nach Jobs, nach Liebe, nach Grenzerfahrungen. Deswegen zieht man aus seiner miefigen Kleinstadt oder Dorf nach Berlin. Weil man hier das Gefühl hat, machen zu können, was man will. Kann man auch. Und die meisten sind dabei einsam. Weil man die Lücken zwischen dem schlecht bezahlten Studentenjob, der Uni und den Partys nicht füllen kann. Weil sich die meisten Menschen selbst nicht ertragen. Und deswegen eben auch versuchen, ihr Leben durch Lifestyle zu definieren“ (S. 102)
  • „Es gibt so viele Männer, die bei Tinder angemeldet sind und rumvögeln wollen, aber trotzdem mit der Vorstellung nicht klarkommen, dass die Frauen, die bei Tinder sind, haargenau das Gleiche wollen. … Jedenfalls gibt es immer noch genug Typen, die trotz Fick-App lieber die unerfahrene Lolita kennenlernen wollen statt der erfahrenen Frau, die viel Sex hat“  (S. 112)   (- krass! Diese Doppelmoral könnte mich so aufregen!)
  • „… meine männlichen Mitschüler sorgten damals mit ihren endlos dummen Kommentaren dafür, dass jede von uns ihre  Periode als etwas Negatives wahrnehmen musste. Man hat echt keinen Bock, dem Sportlehrer zu sagen, dass man Unterleibsschmerzen hat, (…) wenn man sich dann Sprüche anhören muss wie „Die ist zickig, hat wohl ihre Tage“ oder „Warum bluten Frauen einmal im Monat? Weil sie es nicht anders verdient haben!“ (…) Wie soll man denn als heranwachsende Frau lernen, mit seinem sich verändernden Körper umzugehen, wenn das schon von vornherein so erschwert wird, weil Männer anscheinend erst recht nicht damit umgehen können und dann auf sexistische Abwertungen zurückgreifen müssen?“ (S. 130)
  • „Ich frage mich ja oft, in welchem Jahrhundert wir eigentlich leben, dass es immer noch so wichtig ist, wen wir wie vögeln. Ob ich mit Männern oder Frauen oder mit lila Monstern schlafe, wenn sie sich als diese definieren, ist doch allein mir überlassen und hat allen anderen egal zu sein“ (S. 176)

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FAZIT:

Keine literarische Meisterleistung – aber ein guter, sehr ehrlicher Ratgeber, weil es eben keiner ist. Ich finde dieses Buch feministisch im guten Sinne. Denn es regt uns, Frauen des 21. Jahrhunderts, an, endlich die Selbstzweifel und das begrenzte Denken sein zu lassen und anzufangen, zu uns zu stehen. Genau so, wie wir sind. Wir sollen uns von der Gesellschaft nicht mehr vorschreiben lassen, wie genau wir zu funktionieren haben (auch im Bett!) und wie wir auszusehen und uns zu verhalten haben.

Wir sollen das machen, was wir gerne machen würden. Wir sollen den Mund aufmachen und nicht nur immer von Männern erwarten, dass sie unsere Gedanken lesen. Wie sollen sie uns ernst nehmen und als Gleichberechtigte behandeln, wenn wir es nicht mal SELBST schaffen?

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Das Buch ist  HIER erhältlich!

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