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eingesperrte Kreativität, Berlin und Gegensätze

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Ich saß über den Wolken und überlegte.  

Nein, ich war nicht tot (noch nicht), sondern im Flugzeug auf dem Weg nach Maastricht. Nachdem ich erst ein paar Stunden zuvor im Traum versuchte, Kokos-Duftnoten einzufrieren, um sie dann beim Auftauen in Töne zu verwandeln (wie kommt man bitte auf solche Ideen??), stand ich unter der Dusche und hätte mir nichts sehnlicher, als ein wasserfestes Aufnahmegerät im Bad gewünscht – und noch ein anderes Aufnahmegerät neben dem Bett, das im Dunkeln von alleine anspringt, für den Fall, dass mir beim Einschlafen was einfällt.

Das würde nämlich das lästige Licht-Anmachen und erstmal Blindwerden nach der unterbrochenen Einschlafphase endlich überflüssig machen… Die besten Ideen kommen nämlich dann, wenn man sie nicht aufschreiben kann. Warum ist das so? Vermutlich weil Kreativität sich schnell eingesperrt fühlt und sich am besten entfalten kann, wenn man mit anderen Dingen beschäftigt ist und nicht unter (Zeit-)Druck steht, sich etwas einfallen lassen zu müssen – zum Beispiel, wenn man gerade duscht oder eben am Einschlafen ist.

Ja, Kreativität ist ein sehr zartes Pflänzchen,

sie kann nämlich auch dann verkümmern, wenn man ZU sehr mit Anderem beschäftigt ist. Momentan bin ich das wohl – und zwar mit dem Aufbauen von meinem neuen Berlin-Leben. Und es verschlägt mir die Sprache – sowohl im übertragenen positiven, als auch im wörtlichen Sinne. Das geht so weit, dass es mir das Schreiben schwermacht, sodass hier auf dem Blog länger, als mir lieb war, Stille herrschte… Ich war liebestrunken und abgelenkt! Jedesmal, wenn ich einen Fuß vor die Tür setzte, dachte ich – o mein Gott, ich bin in Berlin, im legendären Berlin-Sommer! Als wäre ich plötzlich in ein Geschichts-Buch reingesprungen, oder sogar andersrum, als wäre Geschichte aus einem Buch ausgebrochen und ist einfach zum realen Leben geworden, und ich bin ein lebendiger Teil davon!

Ich bin in dieser Stadt, der schon so viele Worte gewidmet wurden,

und ich dagegen fand keine passende sprachliche Form, die meinen Gefühlen und Eindrücken gerecht werden würde. Berlin ist, wie das Leben selbst – der Lebensgenuss und die Abgründe der menschlichen Existenz sind hier so nah beieinander, dass ich minütlich zwischen Dankbarkeit für mein eigenes Leben, Ignoranz, schlechtem Gewissen und wiederum Dankbarkeit und Erleichterung hin- und herschwanke. Und insgeheim habe ich das Gefühl, dass mich dieses Schwanken als eine Nicht-Berlinerin verrät, denn ist ein echter Berliner nicht abgestumpft und ignoriert die tausendundeine Verrücktheit und tausendundeine traurige Gestalt, die ihm tagtäglich begegnen, wie mir heute ein Mann begegnete, der mitten im wuseligen Trubel stumm da saß, den Kopf resigniert in die Hände vergraben? Soll man jedem Obdachlosen und „Motz“-Verkäufer was geben? Ist es denn erstrebenswert, das Leid zu ignorieren? Oder ist Ignoranz gar ein Muss für die moderne Persönlichkeit, die sonst an all den Ereignissen und Fakten zerschellen würde, die uns nicht nur in der eigenen Stadt, sondern aus den entferntesten Ecken der Welt in Form von Schlagzeilen in den Nachrichten – und mittlerweile auch in Form von Menschen auf der Flucht – erreichen?

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Einerseits… Andererseits…

Wie dem auch sei – die letzten Wochen schien meine Kreativität überfordert. Natürlich nicht nur von meinen Gefühlsschwankungen, sondern auch von der ganzen Vorgeschichte des Umzugs. Es gibt kreative Menschen, die brauchen sehr viele aufwühlende Ereignisse in ihren Leben, um schaffen zu können. Ich dagegen brauche zwar auch Inspiration, aber eine in friedlichen und harmonischen Umständen. Und zur Harmonie musste ich erst noch finden.

Manch einer mag denken – aber sie ist doch erst seit zwei Wochen wieder in Berlin und muss erstmal ankommen! Das mag stimmen – aber auch mit meinem Zeitgefühl passieren gerade komische Dinge. Einerseits kommen mir diese zwei Wochen nach meinem letzten München-Besuch eher wie zwei Monate vor – die Stadt, mein Kiez und meine Wohnung fühlen sich so vertraut an, wie man das für die wenige Zeit hier kaum für möglich gehalten hätte! Paradoxerweise verfliegen die Tage gleichzeitig so schnell! Ich habe ständig das Gefühl, dass ich gerade noch aufgewacht war und mir einen Kaffee gemacht hatte, und jetzt liege ich schon wieder im Bett und mache das Licht aus.

Denn auch ich bin ein Mensch der Gegensätze und der Extreme und kenne „Einerseits – andererseits“ nur zu gut. Vielleicht passe ich deswegen so gut nach Berlin. Ich bin gespannt, wie unsere Beziehung sich entwickelt. Was mich angeht –  aus Verliebtheit wird langsam Liebe.

Und Liebe ist immer nicht nur „wegen“, sondern auch „trotz“.

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Allgemein thoughts

thoughts: Authentizität? Will keiner haben!

Überall diese Heuchelei à la „Persönlichkeit ist gefragt“. „Persönlichkeit ist das Wichtigste beim Bloggen“. „Sei einfach du selbst“.

Und keiner gibt zu, dass „Persönlichkeit“ nur dann erfolgreich ist, wenn sie in irgendwelche Schubladen passt (eigentlich paradox!!). Aber eine echte, unverfälschte, persönliche Persönlichkeit, die schwer einzuordnen ist – ist erstens eben aus kommerzieller Sicht schwierig, und zweitens auch für die breite Masse eher nicht wünschenswert – denn die breite Masse sucht nach jemandem, der entweder was Unerreichbares, was zum Anschmachten repräsentiert (beispielsweise teures Designerzeug), oder aber das Gegenteil – nach jemandem, mit dem sie sich identifizieren kann (also – der ihr ähnlich ist).

Die Vickie hat den Nagel auf den Kopf getroffen: „Wir sind zu ausgefallen für den Mainstream, aber zu Mainstream für Ausgefallene“. Ich füge hinzu: zu arm für die Reichen und zu reich für die Armen. Genau diese Mitte macht es so schwer, sich in der Bloggerszene zu behaupten. Warum muss ich zu einer Gruppe gehören, um anerkannt zu werden? Warum kann ich nicht einfach ich sein und das aus all meinen Kräften ausleben? Was ist denn meine Zielgruppe eigentlich? Und seit wann mache ich mir überhaupt darüber Gedanken?

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Wenn es nach mir gehen würde –  meine „Zielgruppe“ bestünde aus denjenigen, die meine Art zu denken und meine Art mich zu kleiden mögen und sich davon inspirieren lassen. Punkt.

Aber die Firmen suchen ja nach Bloggern mit einer möglichst grooooßen Zielgruppe. Ist ja auch verstädlich, aus kommerzieller Sicht zumindest. Aber auch kommerziell zahlt sich Echtheit mehr aus, nur nicht so schnell. Dafür aber nachhaltig. Leider funktioniert unsere Gesellschaft nicht nachhaltig. Lieber große Gewinne sofort, und danach die Sintflut, als treue Anhängerschaft, die sich langsam aufbaut.

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Wie viele von potenziellen Lesern können und wollen sich mit mir identifizieren? Wohl nur wenige – die für mich aber umso wertvoller sind. Und noch eine eher rhethorische Frage:  wieviele wollen meinen Lifestyle, der nicht aus Chanel, Valentino und einem lichtdurchfluteten Loft, sondern aus Zara, H&M und einer 40qm Wohnung in einem Armenviertel besteht, auch wenn mit einer großen Prise Persönlichkeit?

Also – dann seien wir doch endlich ehrlich und geben zu, dass „Personality“ und „Individuality“ nur  Modewörter sind, Wörter, das kaschieren sollen, dass für den Erfolg andere Dinge notwendig sind, die aber nicht so cool klingen. Welche das sind – darf jeder von euch selbst überlegen.

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English summary:

There is throughout this hypocrisy like „personality is in demand“. „Personality is the most important for blogging“. „Just be yourself“. And no one admits that „personality“ is only successful if it fits into any drawer (actually a paradox !!). But a real, genuine, personal personality, which is difficult to classify – is firstly just tricky from a commercial perspective, and secondly tend not desirable also for the masses – for the masses looking for someone who represent either something unattainable, something to dream of (for example, expensive designer stuff), or the opposite of this – for someone with whom they can identify themselves, someone who is similar to them.

So let us at last be honest and admit that „personality“ and „individuality“ are just buzzwords, words to conceal that other things are necessary for success, but other thing, which do not sound that cool. Which they are – each of you can think about it himself.

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