Überall diese Heuchelei à la „Persönlichkeit ist gefragt“. „Persönlichkeit ist das Wichtigste beim Bloggen“. „Sei einfach du selbst“.
Und keiner gibt zu, dass „Persönlichkeit“ nur dann erfolgreich ist, wenn sie in irgendwelche Schubladen passt (eigentlich paradox!!). Aber eine echte, unverfälschte, persönliche Persönlichkeit, die schwer einzuordnen ist – ist erstens eben aus kommerzieller Sicht schwierig, und zweitens auch für die breite Masse eher nicht wünschenswert – denn die breite Masse sucht nach jemandem, der entweder was Unerreichbares, was zum Anschmachten repräsentiert (beispielsweise teures Designerzeug), oder aber das Gegenteil – nach jemandem, mit dem sie sich identifizieren kann (also – der ihr ähnlich ist).
Die Vickie hat den Nagel auf den Kopf getroffen: „Wir sind zu ausgefallen für den Mainstream, aber zu Mainstream für Ausgefallene“. Ich füge hinzu: zu arm für die Reichen und zu reich für die Armen. Genau diese Mitte macht es so schwer, sich in der Bloggerszene zu behaupten. Warum muss ich zu einer Gruppe gehören, um anerkannt zu werden? Warum kann ich nicht einfach ich sein und das aus all meinen Kräften ausleben? Was ist denn meine Zielgruppe eigentlich? Und seit wann mache ich mir überhaupt darüber Gedanken?
Wenn es nach mir gehen würde – meine „Zielgruppe“ bestünde aus denjenigen, die meine Art zu denken und meine Art mich zu kleiden mögen und sich davon inspirieren lassen. Punkt.
Aber die Firmen suchen ja nach Bloggern mit einer möglichst grooooßen Zielgruppe. Ist ja auch verstädlich, aus kommerzieller Sicht zumindest. Aber auch kommerziell zahlt sich Echtheit mehr aus, nur nicht so schnell. Dafür aber nachhaltig. Leider funktioniert unsere Gesellschaft nicht nachhaltig. Lieber große Gewinne sofort, und danach die Sintflut, als treue Anhängerschaft, die sich langsam aufbaut.
Wie viele von potenziellen Lesern können und wollen sich mit mir identifizieren? Wohl nur wenige – die für mich aber umso wertvoller sind. Und noch eine eher rhethorische Frage: wieviele wollen meinen Lifestyle, der nicht aus Chanel, Valentino und einem lichtdurchfluteten Loft, sondern aus Zara, H&M und einer 40qm Wohnung in einem Armenviertel besteht, auch wenn mit einer großen Prise Persönlichkeit?
Also – dann seien wir doch endlich ehrlich und geben zu, dass „Personality“ und „Individuality“ nur Modewörter sind, Wörter, das kaschieren sollen, dass für den Erfolg andere Dinge notwendig sind, die aber nicht so cool klingen. Welche das sind – darf jeder von euch selbst überlegen.
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English summary:
There is throughout this hypocrisy like „personality is in demand“. „Personality is the most important for blogging“. „Just be yourself“. And no one admits that „personality“ is only successful if it fits into any drawer (actually a paradox !!). But a real, genuine, personal personality, which is difficult to classify – is firstly just tricky from a commercial perspective, and secondly tend not desirable also for the masses – for the masses looking for someone who represent either something unattainable, something to dream of (for example, expensive designer stuff), or the opposite of this – for someone with whom they can identify themselves, someone who is similar to them.
So let us at last be honest and admit that „personality“ and „individuality“ are just buzzwords, words to conceal that other things are necessary for success, but other thing, which do not sound that cool. Which they are – each of you can think about it himself.
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25 Comments
Becci
26. Juli 2015 at 00:32Diese Art von Struggle verstehe ich sehr gut. Ich für meinen Teil besinne mich gerne auf die Idee aller Social Medias zurück- Inspiration. Und unter dieser Idee fällt es leichter Follower, Likes und Schubladendenken außer Acht zu lassen und das zu tun, was ich liebe und möchte . Ich persönlich finde es übrigens viel schöner mich mit jemandem identifizieren zu können, egal ob es der Lifestyle oder die Einstellungen sind. Und mal ganz ehrlich : Eine Chanel Tasche zu besitzen bringt noch lange keine Sympathie für die Person mit sich. In diesem Sinne: Bleib bitte so wie du bist und tu was du möchtest, solange du es für dich tust und dich gut damit fühlst :)
Becci, xxx
Esra Blog
26. Juli 2015 at 02:48Liebe Becci,
danke für deine Worte! Das mit der Inspiration stimmt – es geht halt auch darum, dass wenn man mit dem Blog Geld verdienen möchte, man automatisch auch auf sowas wie „Zielgruppe“, „Reichweite“ etc aufmerksam gemacht wird.
Aber letztendlich bleibt mir nichts anderes übrig, als mir treu zu bleiben – und das ist auch gut so!
Danke und ganz liebe Grüße!
amely rose
26. Juli 2015 at 00:50richtig richtig guter text. ich mag deine Outfit Posts zwar am liebsten aber ich mag, dass du Themen ansprichst die normalerweise totgeschwiegen werden! richtig gut! und wie du sagst…klingt halt doof wenn man in ein Konzept passt oder sich sonst wie verformt um im trend zu liegen…individuell sein klingt da doch besser.
aber mit dem wort ist es irgendwie wie mit dem Sprichwort, Hunde die bellen die beißen nicht….
Esra Blog
26. Juli 2015 at 02:46Liebe Julia,
vielen Dank für deinen Kommentar!! Und – unser Gespräch in der Ubahn in Berlin hat zu diesem Post beigetragen. Es war wirklich hilfreich, auch die ganze Athmosphäre in Berlin. Und hat mich weitergebracht auf meinem „Selbstfindungs“-Weg :) Danke dafür! Und gutes Stichwort – Hunde, die bellen, beißen nicht :D
lg
zebaott
26. Juli 2015 at 13:55Guter Text! Weiter immer weiter!
Möchte dich noch als Blog-Omi sehen!
Esra Blog
26. Juli 2015 at 14:07@zebaott: haha, das wirst du mit Sicherheit erleben :D
Foxy
26. Juli 2015 at 18:10Oh Esra, lieben Dank für diesen Post ! So Word !
Esra Blog
26. Juli 2015 at 18:11Liebe Foxy,
sehr gerne! Brannte mir schon länger auf der Seele… <3
lg
Gabriele
26. Juli 2015 at 23:28Liebe Esra,
dass dieses Wirtschaftssystem mit und von der Heuchelei lebt, dürfte keine neue Weisheit sein. Umso mehr freue ich mich über jeden Menschen, der „echt“ und authentisch ist und – hoffentlich – bleibt. Und ich denke, dass ich vielen Deiner Leserinnen (und wohl auch Lesern) aus der Seele spreche, wenn ich sage, dass genau Deine Echtheit, Deine Authentizität wesentlich ist für Deinen Erfolg bei Deinen LeserInnen. Wie oben bereits mehrfach geschrieben: Bleib bitte, wie Du bist!
Du bist eine junge Frau, mit der sich viele Frauen identifizieren können und die sie andererseits wegen ihrer vielen und vielfältigen Ideen bewundern und als Vorbild nehmen können. Besser geht es nicht.
Liebe Grüße
Gabriele
Esra Blog
26. Juli 2015 at 23:43Liebe Gabriele,
vielen Dank für deine lieben Worte!! Das kann man nie genug hören :)) <3
lg
mahryska
27. Juli 2015 at 10:19so cute…
kisses from dubai ♥
http://www.mahryska.com
m-iwear
27. Juli 2015 at 18:51Liebe Esra,
Ich bleib dir erhalten, denn ich mag genau das was du verkörperst und so wie du bist. Du sprichst mir aus der Seele, da ich nicht mehr 20 30 40 bin, bin ich für Firmen auch total uninteressant, meine Leser sind zwar nicht viele, aber die sind treu und ehrlich und auf die zähl ich. Und die sind es auch für die ich weiter mache Die Blogs, die sowieso nur „bezahlt“ sind, sind für mich schon lange nicht mehr lesenswert. Also bitte bleib so wie du bist !
Lg martina
Esra Blog
27. Juli 2015 at 20:14Liebe Martina,
vielen Dank!!! Ich glaub aber, das mit der Bezahlung ist nicht nicht das einzig Ausschlaggebende. Es gibt noch einige wenige Blogger, die trotzdem sich treu bleiben, obwohl sie hauptberuflich bloggen. Aber es ist nicht leicht!
glg
Nici
27. Juli 2015 at 23:21Dat is doch mal ein Post!
Nee, beim Bloggen geht es wirklich nicht um Personality, sondern eher darum genau in das Schema zu passen, das bei der Masse ankommt, mit der sich auch Geld verdienen lässt.
Ich bin auch weniger die Gucci, Jeffrey Campell ect. Bloggerin.
Wobei du dem „Mainstream“ ja schon auch doch entsprichst: Fashion Week, stylische Interior Fotos und ne echt coole Schnitte mit eigenem Style! :)
Also, mach dir mal kein Gedanken! Mach einfach so weiter, dat is gut so!
Lieben Gruß,
Nici
Esra Blog
27. Juli 2015 at 23:38Liebe Nici,
hahaha, ja ich entspreche schon auch dem Mainstream – aber irgendwie nur halb. Nix Ganzes und nix Halbes :D Wie eben die Vickie sagte – zu ausgefallen einerseits, zu „normal“ andererseits :D
Vielen vielen Dank für den Zuspruch, juhuuu :))) <3 :*
lg
Ela
28. Juli 2015 at 00:39Liebe Esra,
ich bin durch Mashas Blog und deine Kommentare – die ich dort auch immer gerne lese, zu dir gestoßen.
Ich muss zunächst sagen, dass mir deine Art – die individuell ist, dein Schreibstil gefällt. Du sprichst, wie nur sehr
wenige Blogger Dinge an, die die Meißten zu gerne verschweigen wollen würden…
An sich muss ich sagen, dass dein Kleidungsstil meinen persönlichen Stil nicht trifft. Jedoch bist du – wie nur die Wenigsten in der B-Szene(hört sich iwie gerade bzw. ließt sich iwie wie n Ghetto oder Jugend Slang an lol)
sind authentisch!
Ich studiere Modedesign, und bin letztes Jahr während der Semester freien Zeit auf der Suche nach diversen Blogs, national und international total gelangweilt und frustriert(weil es leider zu 99 Prozent Zeitverschwendung war) gewesen, eben auch genau aus den Gründen die du aufzählst. Auf lange Sicht könnte ich das Ganze nicht ertragen. Habe aber wohl recherchetechnisch und weil es wichtig ist, mich umgesehen.
Ich meine, sicherlich ist eine Ciara total angesagt und ihre Outfits werden total gehypt – aber das ist auch soo extrem und naja nicht mein Ding. Ich mags dann eher individuell und nicht, wenn alles mit Designertäschchen von A nach Z von Monday till Sunday gepostet wird…
Ich kann mir, auch weil das Designstudium mit all seinen benötigten Resourcen es nicht zulassen – ich es auch nicht benötige, oder danach lächse – keine Designer Kleidungen a la Guchi, Chanel und Co leisten. Will aber, weil ich meine Prinzipien habe, Massenkonzerne wie Zara, H&M und die Superlative Primark nicht unterstützen. So dass ich auf Trick 17 zurück greife und im Sale shoppe, und oder Second Hand kaufe. Wobei mein Mode Mantra „buy less, choose well, make it last“, ist.:) Zugegeben, es ist aber auch wesentlich leichter, wenn man so addictive with black ist, und der Kleiderschrank zu fast 95 Prozent aus Schwarzer Kleidung besteht. xD Das wiederum – ist eine, insbesondere bei uns Designern eine weit verbreitete und anerkannte Sucht.^^ Bei uns laufen jedenfalls viele in Schwarz herum und die Anwohner in der Gegend wissen: Ah, das sind nicht die „normalen“ Studenten, das sind die „Gestalter“.xD
Was wiederum – auch ein Statement ist, auch wenn viele Schwarz als zu düster und so empfinden…xD
Jedenfalls bleibe dir selbst treu. DAS ist das Wichtigste.;)
Ich fand es übrigens sehr amüsant, wie du über deine nicht so begabte Ader bzgl. des Designens geschrieben hast :* – ich liebe Selbstironie total gerne.;) Mach dir nichts draus. Man kann nicht alles können. Zumal du so, die ein oder andere Schneiderin – auch wenn sie deine Esra-Ideen manchmal nicht ganz nachvollziehen können xD – unterstützt – und das ist echt toll!;) Die Idee mit den beiden Blusen als Set finde ich z.B. echt kreativ und gut.;)
Alles Liebe dir,
Ela
Esra Blog
28. Juli 2015 at 00:46Liebe Ela,
ersteinmal – WOW! Ein langer, schöner, persönlicher, differenzierter Kommentar! Danke dafür!
Und ich lese die Kommentare auf Mashas Blog auch immer irgendwie gerne :D
Hmm, dass Designer sich oft schwarz kleiden, ist mir auch schon aufgefallen :) Zumindest hat man da nicht so die Kombinationsprobleme, oder?
Und vielen Dank für die lieben Worte! Freut mich, dass man „mich“ erkennt durch den Blog (soweit es überhaupt geht) :)
Übrigens finde ich Chiara mittlerweile leider null individuell. Zu Designer-lastig… Leider werden immer mehr Blogger so – mit zunehmendem Erfolg halt. Aber es gibt auch Ausnahmen! Die trotz Erfolg natürlich und echt bleiben. Ausnahmen bestätigen eben die Regel!
Danke dir nochmal :* Hat mich total gefreut!
lg
Ela
28. Juli 2015 at 12:58Gerne.:)
Stimmt, sie ist zu Design lastig geworden. Ich persönlich schaue mir Blogs auch nicht an, um mich inspirieren zu lassen, sondern weil mir der Stil und die Authenzität gefällt. Oder eben weil man sich umsehen sollte, was getragen wird, was besonders gehypt wird, ect…
Richtig, es gibt noch Ausnahmen.:)
Also, ich muss sagen, dass, seit dem ich nach diesem Mantra lebe, selektiert kaufe – brauche ich das, passt das zu meinem Stil, lohnt sich die Anschaffung, und würde ich es oft anziehen? Naja.Früher zählte ich zu den Frauen, die oft frustriert vor dem Kleiderschrank standen und tatsächlich der Ansicht waren nichts zum anziehen zu haben – obwohl der Schrank bis oben voll war. Aber seit dem ich aussortiert habe und sehr viel schwarz trage, bin ich glücklicher und brauche echt nicht lange. Ich hab sehr viele Lieblinge. Und man sieht auch immer chic aus. Ich trage ab und an auch Grautöne, habe was in Rostrot, so als Farbtupfer.
Aber Schwarz regiert. xD
Janika
28. Juli 2015 at 18:39Danke für diesen tollen Beitrag! Ich bin auf Instagram mittlerweile weg von perfekt, pink und dem was der Masse gefällt. Und trotzdem folgen mir weiterhin Menschen denen mein persönlicher Stil gefällt – jetzt kann auch mal eine zugeklebte Toilettentür in den Feed. Die Diskussionen darüber sind so lustig! Die einen sagen ganz klar: Wie kannst du nur? Das will ja keiner – die anderen sind froh dass ich meinen Stil gefunden habe. Ich bin froh dass wir so sind wie wir sind und uns auch so zeigen, irgendwem gefällt das immer besser als Chanel und Co!
Esra Blog
28. Juli 2015 at 20:18Liebe Jani,
was, du bist weg von perfekt?? Habe ich nicht gemerkt :D Finde deine Bilder nach wie vor äh ja, PERFEKT :D
Ist aber nichts Negatives!! Wie gesagt – was zählt, ist eher das Verhalten, finde ich :)
lg
Jule
28. Juli 2015 at 20:01Super Text und so wahr! Wobei ich irgendwie doch versuche beim Bloggen authentisch zu bleiben – natürlich untermalt mit schönen Bildern, die eben nicht alles immer so zeigen…
Du hast super geschrieben und den Nagel auf den Kopf getroffen!
http://www.champagne-attitude.com
Esra Blog
28. Juli 2015 at 20:16Liebe Jule,
na ja, ich versuche ja auch, möglichst schöne Bilde zu posten, wo doch das wahre Leben oft ganz anders aussieht :D Aber Authentizität drückt sich nicht nur durch Bilder aus – sondern durch Texte und vor allem durch das eigene VERHALTEN :DD
Danke für deinen Kommentar und lg!
FashionqueensDiary
16. Januar 2016 at 19:21Toller Beitrag, kann dir nur zustimmen! Ohne Natürlichkeit und Authentizität leben wir alle irgendwann in einer rosaroten Luftblase und warten auf die Einhörner hinterm Regenbogen :)
Esra Blog
16. Januar 2016 at 23:07Liebe Sonja, vielen Dank! Freut mich, dass dir meine Gedanken zu dem Thema gefallen :)
lg
Steffi
18. Januar 2016 at 12:10Sehr gut geschrieben! Du hast in allen Punkten recht und sprichst sicherlich vielen „kleinen“ und „unbedeutenden“ (!) Bloggern aus der Seele!
LG Steffi / redseconals.com