Outfit

roter Pullover & sich durchsetzen für Anfänger

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Ich kann ihr Gesicht immer noch vor mir sehen.

Sie hieß Darya, 11 Jahre alt, zerzauste schwarze, aber dennoch farblos wirkende Haare, plattes Gesicht und der leere, aber aggressive Blick eines Reptils. In der Pause nach dem Kunst-Unterricht nahm sie mein Heft mit gerade fertiggestellten Zeichnungen, zerriss es, warf es auf den Boden, trampelte darauf rum und lachte heiser und spöttisch...

 

Ich bin kein Experte für Persönlichkeitsentwicklung,

aber ich habe eine Persönlichkeit - und sie entwickelt sich. Von daher habe ich bei diesem Thema etwas zu sagen, denn ich habe mich im Laufe der Jahre extrem verändert, auch wenn mein Kern wohl der gleiche blieb. Früher war ich sehr vorlaut und führte mich so auf, als würde mir die Welt zu Füßen liegen (auch die Männer-Welt!) - und war dabei im Inneren eigentlich sehr schüchtern und unsicher. Das hatte etwas mit meiner Erziehung zu tun. Mir wurde nämlich die ganze Zeit eingeredet, dass ich was Besseres sei - und gleichzeitig, dass Bescheidenheit die höchste Eigenschaft eines Menschen ist, der wirklich was drauf hat. Von dieser Art von Erziehung kann ich also dringend abraten, es sei denn, ihr wollt neurotische Außenseiter heranziehen. Ich denke, meine Mutter hatte eigentlich vor, mir auf diese Weise ein gesundes Selbstbewusstsein mit auf den Weg zu geben, aber gleichzeitig ihr Ideal von einem bescheidenen Menschen, der nicht auf anderen rumtrampelt und nicht prahlt, vermitteln. Dabei hat sie aber über das Ziel hinausgeschossen. Als Teenager war ich also sehr selbstbewusst, aber gleichzeitig sehr zurückhaltend. Ich war stolz auf meine inneren Qualitäten anging, meinen Verstand, mein musikalisches Können. Ich hatte auch Freunde, die mich mochten. Aber wenn es darum ging, mich in der Klasse oder auf dem Schulhof zu behaupten - hat es nur einen Windhauch gebraucht, um mich umzuhauen. Wenn es darum ging, mich für mich selbst einzusetzen, war mir das immer extrem unangenehm - im Grunde habe ich es gehasst. Mir wäre es damals am liebsten gewesen, ich bräuchte gar nichts tun, und die Welt würde schon von alleine erkennen, wie toll ich bin.

 

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Das mit dem Schulhof namens "Leben" bleibt immer noch kompliziert,

denn ich musste feststellen - genau der gleiche Kampf um Ansehen, Einfluss und Macht geht im Erwachsenenalter genau so weiter, wie damals - nur noch mit viel krasseren Mitteln. So gesehen, gibt es "erwachsene" Menschen, wie man sie sich als Kind vorgestellt hat, eigentlich kaum, denn Anerkennung und Macht bleiben die Dinge, die uns auch im Erwachsenenalter am schnellsten dazu verleiten, uns gegen unsere Grundsätze zu verhalten.

Sich durchsetzen. Wie schafft man es in diesem menschlichen Wolfsrudel, ohne total korrupt zu werden? Und wie schafft man es, seinen Weg zu gehen, ohne aufgefressen zu werden (Wolfsrudel war eigentlich ein schlechter Vergleich, denn soweit ich weiß, arbeiten Wölfe im Team und fressen sich gegenseitig nicht, anders als die Menschen).

Ich glaube, darüber gibt es Bücher und Abermillionen von Ratgebern und Artikeln. Ich habe das jahrelang lernen müssen und bin weiterhin dabei, es zu lernen, denn dieser Prozess hört nicht auf, solange man am Leben ist.

Ich habe rausgefunden, dass es sehr wichtig ist, zu wissen, was man wirklich möchte.

Nicht mal unbedingt im Großen und Ganzen (also eine Art Lebensziel) - sondern auch in kleinen Dingen. Wenn ich einkaufen gehe - möchte ich noch unbedingt die Ubahn erwischen? Wenn ja - dann laufe ich die Rolltreppe runter, auch wenn die Leute sie versperren. Manchmal hilft dabei kein leises "Entschuldigung, darf ich vorbei" - sondern ich muss lauter sein, als meine Komfortzone es erlaubt. Da ich es mir im Alltag immer wieder vornehme, das Verlassen meiner Komfortzone zu üben, habe ich das letztens probiert: ich sagte laut "Darf ich vorbei bitte", und als keiner reagierte, bin ich einfach vorbei und musste mich dafür an der Frau vorbeizwängen, die den Weg versperrte. Wenn man das ohne Aggression macht, sanft, aber bestimmt, dann reagiert meist auch keiner über...

Bescheidenheit ist eine Zier, doch besser ist es ohne ihr

Jeden Moment entscheidet sich, wie wichtig mir etwas ist, und ich habe festgestellt - wenn ich selber etwas als sehr wichtig empfinde, reagieren die Menschen anders auf mich und ich verhalte mich auch anders. Schwierig umzusetzen ist es, wenn ich auf jemanden angewiesen bin - oder aber, wenn jemand meint, ich wäre auf ihn angewiesen. Ich rufe bei einer Behörde an und werde abgewimmelt. Wenn ich jetzt klein beigebe und mich verunsichern lasse, habe ich das nicht erreicht, warum ich eigentlich angerufen hatte. Wenn ich nicht auf Anhieb schlagfertig genug war, muss ich eben in den sauren Apfel beißen und nochmal anrufen. Peinlich oder nicht - das ist völlig egal, denn ich muss mit der Person nicht befreundet sein, sondern ich habe ein Anliegen und möchte es gelöst bekommen.

***

Ein guter Tipp bei Telefonaten: man schreibt sein Anliegen auf einen Zettel, und wenn der andere versucht, abzulenken oder zu manipulieren - einfach das Anliegen vorlesen, immer und immer wieder. Ich habe das tatsächlich getestet - und er wirkt! Man darf sich nur nicht rausbringen lassen.

***

Überhaupt: Bescheidenheit ist eine Zier, aber man sollte auch damit nicht übertreiben, erst recht dann, wenn man bei der Durchsetzung seiner Wünsche keinen benachteiligt. Ehrlich gesagt, habe ich allerdings immer noch meine Probleme, mich durchzusetzen oder überhaupt durchsetzen zu wollen, wenn ich weiß, dass es jemand anders schaden würde. Ich glaube, man muss immer wieder versuchen, sich selbst wichtig zu nehmen, ohne die anderen zu übersehen. Liebe den nächsten, wie dich selbst - manche nehmen nur den ersten Teil des Satzes wahr und vernachlässigen sich selbst in der Sorge um andere -  manche nehmen sich nur den zweiten Teil zu Herzen und gehen über Leichen für den eigenen Erfolg. Beide Teile des Satzes sind wichtig - und es ist ein langer Prozess, diese Balance zu lernen.

Darya dagegen verbringt ihr Leben bestimmt immer noch voller Hass - gegen sich selbst und somit auch gegen andere. Früher hätte ich gesagt - es tut mir leid für sie. Heute konzentriere ich mich lieber auf Dinge, die Substanz haben.

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I am wearing:

pants: Zara sale

sweater: Zara (very old)

boots: Zara

cap: H&M


photos: Miu <3

editing: by me

9 Comments

  • Reply
    Arunika
    1. April 2018 at 20:29

    Mega schöne Bilder und wichtiger Inhalt. Ich finde es pesönlich auch manchmal schwierig zu entscheiden, wo ich mich durchsetzen muss und wann ich mich lieber zurückhalte. Ich will auch nicht unberechtigt nervig oder unfreundlich sein. Schwierig, haha…

    Liebe Grüße :)
    Arunika

    • Reply
      Esra Blog
      2. April 2018 at 01:40

      Liebe Arunika, ich glaube, das mit der Höflichkeit bewerten wir über. Solange man innerlich respektvoll eingestellt ist, und keinem schadet, kann sich getrost durchsetzen :)
      lg

  • Reply
    Sarah
    3. April 2018 at 16:22

    Sehr cooles Outfit, würde ich mir direkt so nach kaufen! Dein Artikel gefällt mir auch mega gut, super geschrieben. Seit der Grundschule fällt es mir schwer mich durchzusetzen. Allein stelle ich mir immer vor, wie ich alles erreiche, was ich will. Aber wenn es dann heisst, dass ich echt mal meinen Mund aufmachen soll, schweige ich doch des öfteren, ich will wohl einfach kein unangenehme Situation erzeugen. Mittlerweile ist es nicht mehr so schlimm, wie zu Schulzeiten aber naja trotzdem lasse ich mir auch noch heute tolle Dinge entgehen.

    xx Sarah
    https://www.ohwyouknow.com

    • Reply
      Esra Blog
      4. April 2018 at 00:39

      Liebe Sarah, ich glaube, das liegt tatsächlich ein Stück weit an der Erziehung… Wir haben alle mal gelernt, dass wir „brav“ sein müssen. Jetzt ist es aber auch mal an der zeit, zu lernen, dass man sich selbst lieben soll und auch mal die anderen brav sein sollen, und zwar uns gegenüber <3
      lg

  • Reply
    Tatjana
    5. April 2018 at 08:19

    Liebe Esra, ein echt tolles und wichtiges Thema<3 und super Bilder :-) liebe die Abwechslung auf deinem Blog und das es auch im Themen aus dem realen Leben geht :-) erinnert mich an meine "Unsichere" Zeit damals zurück und es ist auf jeden Fall ein Prozess, der oft Jahre oder Jahrzehnte andauert:-) Lg Tatjana

  • Reply
    Andrea
    5. April 2018 at 15:11

    Den Tipp mit dem Telefonat find ich total gut, das muss ich nächste Mal unbedingt ausprobieren! Ein sehr schöner Look.

  • Reply
    Marina
    8. April 2018 at 17:41

    Super interessanter Beitrag Esra. Und natürlich wieder ein Mega look.

    Liebe Grüße
    Marina
    http://www.marikamari.com

  • Reply
    nathalie
    15. April 2018 at 16:54

    die bilder gefallen mir richtig gut & ein toller text!
    ich liebe solche posts :)
    LG*

    Nathalie von Fashion Passion Love ♥

  • Reply
    Ruth
    8. Mai 2018 at 19:42

    Toller Text. Das Schreiben liegt dir einfach im Blut. Ich liebe es deine Texte zu lesen, denn sie haben immer eine tolle Message.

    Liebe Grüße
    Ruth
    http://ruthgarthe.com

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