Ich und blau.
Eine seltene Kombination. In den letzten Jahren hat sich das so entwickelt, dass mir diese Farbe immer fremder wurde. Das bin einfach nicht ich, ich habe eine seltsame Abneigung dagegen und fühle mich mittlerweile immer unwohl, wenn ich einen Versuch starte, mich ihr anzunähern. Sogar Blue Jeans kann ich nicht mehr anziehen. Heute habe ich mir überlegt, ob das nicht womöglich eine symbolische Bedeutung haben könnte? "Blues" bedeutet ja auch Melancholie... Vielleicht verdränge ich meine Melancholie und will damit nichts zu tun haben, indem ich nichts Blaues trage?
Wie dem auch sei - hier bin ich, einen blauen Rock tragend, unter einem blauen Himmel und vor einem blauen Hintergrund spazierend.
Gründe zur Melancholie gibt es gerade nämlich einige. Jeden Abend liege ich hellwach im Bett, während meine Gedanken am bevorstehenden Berlin-Umzug kleben, wie Fliegen an einem verfaulten Obststück. Ich sehe immerzu diese eine Szene vor mir: wie ich das erste (der Besichtigungstermin damals im März zählt nicht!) Mal in die Wohnung reingehe. Wie ich, P. und vielleicht ein paar liebe Helfer mein Hab und Gut reintragen, und wie sich mein leeres unbekanntes Zimmer immer mehr füllt, um danach sortiert und aufgebaut zu werden. Genau wie mein Inneres.
Immer und immer wieder kreisen meine Gedanken um diese Szene, bis ich mich dabei ertappe und mir selber sage: "Wieso? Warum kannst du nicht im Jetzt sein? Gerade läuft deine letzte Woche vor dem Umzug - nicht deine letzte Woche in München, denn du kannst immer hierher und hierher zurück, wenn du es nur willst. Aber diese Zeit jetzt ist trotzdem einzigartig und einmalig, sie ist voller verschienenstartiger Abschiede und du drückst dich davor, indem du dich gedanklich in die Zukunft katapultierst? Und später sitzt du in dieser deinen viel imaginierten Wohnung in Berlin und erinnerst dich zurück an die Zeit vor dem Umzug? Wieso fällt es dir so schwer, im Jetzt zu sein, das Jetzt zu durchleben? Seit wann ist aus dir so eine raffinierte Verdrängungskünstlerin geworden?" - Ja, ich weiß, seit wann. Seit damals vor fünf Jahren, als meine Gefühle so ein ungeahntes Ausmaß an Gewalt entwickelt haben, dass ich aus Selbstschutz verdrängen musste. Ich hätte nie gedacht, dass das, was damals so notwendig war, so eine Eigendynamik entwickeln würde. Wie es geht, zu fühlen, aber an dem Gefühlten nicht zu zerschellen, muss ich noch rausfinden, und ich ahne, dass es ein langer Prozess werden wird.
Ich bin noch nicht weg, aber auch nicht mehr wirklich da. Oder bin ich doch mehr da, als ich meine, da zu sein? Zwischen Alltag und Aufbruch? Zwischen Abschied und Wiedersehen?
I am wearing:
midirock: &Other Stories
bluse: H&M (old)
cap: H&M (old)
sneakers: Nike
bag: Dior
Photos: Miu <3
editing: by me
12 Comments
Melanie
8. April 2018 at 09:16Bluse und Rock gefallen mir sehr gut und sie passen auch richtig gut zusammen! :-*
viele liebe Grüße
Melanie / http://www.goldzeitblog.de
Esra Blog
8. April 2018 at 11:14Danke dir, Melanie!
lg
Vickie
8. April 2018 at 10:28Oh Liebes, ich kann deinen Gefühlsprozess soo gut nachvollziehen, auch wenn es bei mir ein anderer ist. Ich freue mich schon sehr darauf, mit dir in Berlin, in deiner neuen Wohnung, in der ich sicher vor Neid noch blasser werde als ich es eh schon bin, ganz lange darüber zu quatschen. Ich bring auch Zigaretten und Wein mit! Für jetzt in kurz:
1. Du ahnst es und es stimmt, das mit dem Fühlen ist ein langer, sehr langer Prozess. Aber das Ziel dabei ist nicht das Ziel, also das Fühlen, sondern der Weg dahin! (Bin seit vier Jahren unterwegs ;))
2. Im Hier und jetzt sein, jaa das ist schwierig, aber ich habe angefangen wieder ein bisschen Achtsamkeit zu trainieren und sogar zu meditieren (schaffe gerade so ca 10 Sekunden lol) aber weißt du was? Es funktioniert, wir können es tatsächlich lernen!
Und 3. Denk an dieses olle Sprichwort, dass in jedem Anfang auch immer ein Zauber innewohnt! Ist was dran!
Du wirst klar kommen in Berlin, es wird ätzend, aufregend, neu, verrückt und es wird alles. Du wirst hier nicht allein sein, der Sommer kommt! Ich drück dich ganz doll, allein schon für deinen Mut diesen Schritt zu wagen!!! <3
Esra Blog
8. April 2018 at 11:12Liebe Vickie, vielen Dank für den Zuspruch!
Bloß: vor Neid erblassen brauchst du echt nicht, sonst komme ich stark in die Versuchung, alles aufzuzählen, was in meinem Leben gerade richtig beschissen läuft – oder auch, was in deinem Leben viel besser läuft, als bei mir. Wollen wir derartige Vergleiche anstellen? ;)
:*
Jenelle
9. April 2018 at 09:31I love these all together! It’s such a good skirt, so versatile.
xx Jenelle
http://www.inspiringwit.com
Tinka Nordlys
9. April 2018 at 15:55Ein sehr, sehr schöner und gefühlvoller Beitrag mit wunderbarer Bildsprache <3 Ich kann da gut mitfühlen.
Alles Liebe
Tinka
aus dem Wolkenkuckucksheim
Esra Blog
9. April 2018 at 17:16Danke sehr, liebe Tinka <3
lg
Mister Matthew
9. April 2018 at 22:40Hallo Esra,
ich habe mich nie so wirklich an Ugly-Sneaker rangetraut, weil ich sie einfach zu ugly finde.
Du kombinierst sie aber echt gut! Mit dem Look sehen sie gar nicht mehr so ugly aus!
Modische Grüße,
Mister Matthew
Esra Blog
10. April 2018 at 15:09Das freut mich, dass ich dich von diesen Schuhen ein bisschen überzeugen konnte :D
lg
nathalie
15. April 2018 at 16:50auch hier hast du die schuhe richtig toll kombiniert!
ugly sehen sie hier überhaupt nicht aus :)
LG*
Nathalie von Fashion Passion Love ♥
Marina
28. April 2018 at 21:04Oh je das kenne ich alles so gut:-) mir fällt es auch unheimlich schwer im jetzt zu leben. Der Rock steht dir aber super obwohl er blau ist.
Liebe Grüße
Marina
http://www.marikamari.com
Ruth
8. Mai 2018 at 19:51Der Look ist sehr schön. Ich liebe übrigens den blauen Rock. Blau steht dir echt gut, solltest du öfter tragen.
Liebe Grüße
Ruth
http://ruthgarthe.com