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thoughts: selber schuld

Versagen, Jammern, lamentieren und verzweifeln ist heutzutage out. Komisch nur, dass die ganze Weltliteratur voll davon ist. Anscheinend gab es früher Menschen, die zu ihren Schwächen standen, sie als Teil des Lebens akzeptierten, und damit zwar kämpften, aber daraus auch ihre Inspiration schöpfen konnten.

Du Opfer!

Schwäche gilt im 21. Jahrhundert als uncool, was am besten durch das Schimpfwort "Opfer" zum Ausdruck kommt (Gottseidank gerät aber "Opfer-Shaming" immer mehr unter Kritik). Laut (zu) vielen Menschen ist jemand, der in schwere Lebensumstände gekommen ist, daran "selber schuld". Dabei gehen sie entweder von ihrer eigenen unversehrten Situation oder von ihrer eigenen positiven Lebenseinstellung aus, die ihrer Meinung nach ihr eigener Verdienst ist, für die sie aber in den meisten Fällen schlichtweg nichts dafür können. Es gibt noch die dritte Spezies, die weder unversehrt noch positiv eingestellt ist, aber den "Pechvögeln" trotzdem die Schuld für ihr Pech gibt - aus Gedankenlosigkeit oder aus Unwillen, den Unglücklichen ihr Unglück zu gönnen (richtig gehört, zu gönnen!) à la "Mir gehts auch nicht gut, mit mir hat auch keiner Verständnis, und trotzdem lasse ich mich nicht hängen und kämpfe". Nein. Auch wenn du selbst unglücklich bist und dagegen kämpfst, musst du einsehen - alle Menschen und alle Ausgangssituationen sind einzigartig. Nur weil keiner Verständnis und Mitgefühl für deine Situation hat, musst du diese Härte nicht auch noch an andere weitergeben. Auch du hast von vielfältigen Lebenswidrigkeiten nur eine theoretische Vorstellung und kannst nur bedingt beurteilen, wie es zu schwarzen Löchern im Leben eines anderen Menschen kommen kann.

#lifegoals

Lustigerweise wird aber auch den Menschen, die in "glückliche", oder sagen wir mal, optimale Zustände hineingeboren werden, oft zugeschrieben, dass sie selbst für ihr Glück gesorgt haben. Die Reichen und Schönen dieser Welt rühmen sich mit Stärke und Willen und wenn man sie fragt, wie sie zum Erfolg kommen, sagen die Ehrlichen und Reflektierten unter ihnen "Ich hatte viel Glück", und diejenigen, die nach Wertschätzung lechzen oder aber einfach nur hohl sind, brüsten sich mit "harter Arbeit". (Natürlich ist harte Arbeit auch mit ein Bestandteil des Erfolgs, aber eher eine Voraussetzung als der einzige Grund!).

Haben wir unser Schicksal tatsächlich in der Hand?

"Selbst schuld" ist so eine Sache. Ob der Mensch tatsächlich einen freien Willen besitzt, wird in der Philosophie seit eh und je heiß diskutiert, und zwar ohne ein eindeutiges Ergebnis. Ob ein Mensch den Willen und die Kraft zur Veränderung besitzt, hängt nämlich von mannigfaltigen Umständen ab. Die Negativität entwickelt oft eine Eigendynamik, und dann kommt es auf die Mentalität des Betroffenen an. Manche haben von Geburt an einen Kampfgeist, während andere höchstens mit ihren Selbstzweifeln und Schuldgefühlen kämpfen, aber nicht mit schweren Lebensumständen. Ob man das auf Knopfdruck einfach ändern kann, wenn man zu hören bekommt "du bist selbst Herr deines Schicksals", ist höchst fragwürdig. Auch gibt es tatsächlich so etwas wie psychische Krankheiten, für die man genauso viel kann, wie beispielsweise für einen gebrochenen Fuß. Die Gratwanderung von "zu faul" über "nicht einsichtig" bis "krank" ist sehr fein und muss mit Vorsicht betrieben werden, stattdessen platzen viele Menschen wie ein Elefant in einen Porzellanladen in die Be- und Verurteilung rein, mit ihrer Überzeugung, es besser zu wissen, als einziger Berechtigung.

Was ich damit sagen will: wir haben viel weniger Einfluss auf unser Leben, als uns suggeriert wird. Wenn ich überlege, warum uns von allen Seiten zugesichert wird, dass wir alles können, wenn wir es nur wollen, habe ich das Gefühl, dass dieser Leitsatz wie ein großes Betäubungsmittel über das ganze Volk gegossen wird, damit man meint, man wäre selbstbestimmt. Denn wer sich selbstbestimmt fühlt, hat keinen Drang  mehr, sich zu befreien und ist leicht lenkbar. Mit anderen Worten: ein Sklave, der meint,  er wäre frei, wird nicht rebellieren.

Schwäche zulassen für ein besseres Miteinander

Es gibt einen Satz "Teile und herrsche". Wenn sich die Gesellschaft in "Gewinner" und "Verlierer" spaltet, ist sie leichter lenkbar. Wenn sie dagegen zusammenhalten würde, wäre sie auch immuner gegen Manipulation und könnte sich leichter gegen Missstände wehren. Die "Starken", die aus welchen Gründen auch immer Glück hatten und ihre Fähigkeiten anwenden und ausbauen konnten und sie angemessen entlohnt bekommen, fühlen sich den "Schwachen", die diese Möglichkeiten nicht hatten, überlegen und betrachten sie von oben herab mit Schadenfreude à la "Diese Assis/Hartz4-Empfänger/Ausländer etc haben es nicht besser verdient, denn sie sind selber schuld" ohne zu merken, dass sie damit sich selbst zu äußerst manipulierbaren Staatsbürgern und Arbeitskräften katapultieren. 

Man könnte natürlich auch meinen, dass "Die Starken" es ja auch gar nicht nötig haben, zu rebellieren, weil ihr Leben ja gut verläuft und sie kein Problem damit haben. Aber erstens: drei Viertel von ihnen haben tatsächlich ein Problem, allerdings ohne es zu reflektieren: sie lassen sich ausbeuten und sind sich dabei sicher, dass sie das freiwillig tun, um sich zu "verwirklichen". Das vierte Viertel besteht aus den Ausbeutern selbst - und die haben tatsächlich in dem Sinne kein Problem, aber: sie handeln nicht human. 

Für die moralische Notwendigkeit, human zu handeln, gibt es keinen wissenschaftlichen Beweis. Das muss jeder für sich entscheiden. Allerdings hat sich die Menschheit mal gerühmt, sich von der Tierwelt nicht nur durch ihren Verstand abzuheben, sondern auch durch die Fähigkeit des Miteinanders trotz fehlenden Vorteils. Dieser Schritt Richtung Menschsein will von vielen erst gemacht werden.

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thoughts: gibt es eine (blogger-)freundschaft ohne konkurrenz?

Die Antwort lautet:

wohl kaum. Vor allem unter Frauen nicht. Aber das ist nicht das ausschlaggebende.

Viel wichtiger ist, wie eine Freundschaft damit umgeht, was sie alles aushalten kann und mehr noch: was sie an menschlichen Unfertigkeiten und Unperfektheiten vielleicht sogar braucht, um daran zu wachsen. Sie darf nicht immer nur aus rosa-roten idealistischen Trostpflaster-Zuständen bestehen, denn auch das Leben ist bekanntlich auch kein Ponyhof! Eine echte Freundschaft wächst gerade an Widrigkeiten, die der Alltag so mit sich bringt. Jemand, der in einer Beziehung (und Freundschaft ist auch eine Beziehung!) stets d´accord mit dem Anderen auf Wolke 7 schwebt, mag in einem beneidenswerten Zustand verweilen, aber dieser wird wohl nicht von Dauer sein.

Denn bei Unstimmigkeiten, Lebenskathastrophen und unangenehmen Notfällen stellt sich leider erst heraus, ob eine Freundschaft ein Luftschloß oder eine Festung ist.

 

 

 

 

Seien wir mal ehrlich:

 

Gerade bei Bloggern ist Konkurrenz ja (leider!) ein ausgeprägtes Thema, bei Frauen untereinander sowieso, und leider muss man auch sagen, das gerade in Deutschland keiner gelernt hat, dem anderen etwas von Herzen zu gönnen. In Amerika herrscht das andere Extrem, da wird man für jeden Pups in den Himmel gelobt, was allerdings trotzdem sehr motivierend sein kann. Als ich vor Kurzem mit einer amerikanischen Firma wegen einer Kooperation telefoniert hatte, habe ich mir immer wieder anhören dürfen, wie toll sie meinen Blog finden und wie glücklich sie sind, mit mir arbeiten zu dürfen. Ich wusste, dass das übertrieben ausgedrückt und auch eine Masche war, aber trotzdem war das eine sehr schöne und beglückende Erfahrung, nach dem ganzen frustrierten und verängstigten Gemotze, was so einige Firmen in Deutschland von sich geben. Soviel dazu.

Aber nicht nur von Firmen kommen oft negative Vibes: auch die meisten Blogger lästern für ihr Leben gern und finden besonderen Gefallen daran, kein gutes Haar an anderen zu lassen. Wie war das nochmal mit respektvollem miteinander? Am anderen seine Stärken schätzen? Sich mit ihm mitfreuen? Gerade die Vielfalt als Bereicherung sehen und nicht als einen Angriff auf sein Status Quo?

Jeder gegen jeden

Gerade in unserer Gesellschaft, wo jeder gegen jeden ist, ist es schön, sich in einer Freundschaft aufgehoben zu wissen. Ich kann behaupten, dass Diana und ich uns in Situationen, wo es darauf ankommt, nicht hängen lassen würden. Das ist keine Theorie - denn ich durfte das auch schon erleben - und bin dankbar dafür. Für mich zeigt sich der Charakter eines Menschen auch besonders in seiner Art zu streiten. Das Coole an Diana ist (wir sind uns in dieser Hinsicht wohl ziemlich ähnlich) - sie kann, genauso wie ich, ehrlich zu sich selber sein - und das ist in einem Streit die beste Voraussetzung, um ihn zu klären. Sich nicht gleich angegriffen zu fühlen, sondern versuchen, nachzuvollziehen, wie der Andere sich fühlt und was ihn stört, ohne das sofort als Unsinn abzutun, nur weil das mit seiner eigenen Meinung nicht übereinstimmt.

Konkurrenz? Ja!! Aber eine, der man den Erfolg gönnt

Es gibt zig Blogposts über Bloggerfreunschaft, und jetzt alle im Chor: "Ist Freunschaft unter Bloggern möglich? YEAH logo, easy!" - klar, eine ehrliche Einschätzung würde ja auch ach den so locker flockig wirkenden Lifestyle der Blogger zu sehr in die Realität ziehen. Und die Realität sieht so aus: Blogger-Freundinnen sind immer noch Konkurrentinnen, denn sie haben gleiche (oder zumindest ähnliche) Ambitionen auf Erfolg und werden ständig verglichen - von anderen Bloggern, von PR-Agenturen und so fort. Aber diese Konkurrentinnen haben die große Chance, immer wieder zu lernen, zueinander zu stehen. Sie haben die Chance, einander zu unterstützen, zu ergänzen und gegenseitig zu inspirieren. Sie haben die Chance, zu erleben, dass Freundschaft (und somit "real life") letztendlich wichtiger ist, als eine Karriere, die zudem auf unberechenbaren und sich stetig verändernden Social Media basiert.

photos: Kaj

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