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Über Komfortzonen und deren Enden

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„Für manche endet die Komfortzone schon, wenn sie ein buntes Kleidungsstück anziehen – weil sie sonst immer nur schwarz tragen“, sagte sie.

„Für andere, wenn sie zum ersten Mal alleine verreisen. Wiederum andere verlassen ihre Komfortzone erst,  wenn sie ihr Leben komplett auf den Kopf stellen und alles neu starten. Sowas ist sehr individuell“.

Wenn du das Gefühl hast, dass dein Leben dir keine längere Ruhepause gönnt und deine vermeintliche Sicherheit schon wieder beginnt, dir um die Ohren zu fliegen, dann kann es sein, dass du deine Komfortzone verlassen musst, weil dein Leben meint, sie ist zu gemütlich geworden. Dann denkt man erst „OH NEEE!“, dann „Warum schon wieder ich?“, dann „Ich will doch einfach nur, dass alles bleibt wie es ist“, dicht gefolgt von „Lasst mich einfach alle in Ruhe!“ und heult eine Runde (oder auch zwei). Wenn man Glück und Unterstützung von Freunden hat und auch noch den nötigen Charakter mitbringt, kann daraufhin aber auch ein „Ok, das wird schon. Dann muss sich jetzt eben alles ändern, obwohl das so nicht vorgesehen war. Vielleicht will mein Leben, dass ich (mal wieder) loslassen lerne. Und wer weiß, vielleicht wird es danach sogar noch besser, als jetzt…“.

Es fühlt sich an, wie ein Gang zum Zahnarzt, zumindest wenn man keine akuten Beschwerden hat. Es ist einfach nur unangenehm, man will es verschieben oder am liebsten ganz ausfallen lassen, und dennoch  fühlt man sich danach gut, denn – man hat es geschafft.

Mein größter Umbruch der letzten Jahre – mein Umzug nach Berlin –  liegt erst eineinhalb Jahre zurück, und nun befinde mich schon wieder in so einer Umbruchsphase und muss meine sehr lieb gewonnene neue Komfortzone verlassen. Das ist umso schwieriger, weil diese erst eineinhalb Jahre junge Komfortzone noch nicht mal die dünnste Staubschicht ansetzen,  geschweige denn mich so anzuöden oder anzustrengen konnte, dass ich sie freiwillig und gerne aufgeben würde. Meine letzten Jahre in München waren zwar auch eine Komfortzone, aber eine, die sich eher wie eine enge und verstaubte Gefängniszelle anfühlte. Und selbst so eine Zelle aufzubrechen war schwierig für mich, weil ein lieber Mensch noch nicht so weit war,  mit mir mitzugehen, und abgesehen davon hatte ich auch einfach Angst vor der großen Veränderung. Wenn es selbst dann so schwer ist, eine wirklich einengende Komfortzone zu verlassen, was soll man dann erst sagen, wenn man seine Komfortzone vom Herzen liebt?

Lange Rede, kurzer Sinn – ich muss bis spätestens 1.1.2020 eine neue Wohnung gefunden haben. Ich, die gesagt hat „Hier bleibe ich sicher für die nächsten 10 Jahre – zumindest, wenn es nach mir geht“. Ich liebe die hohen Decken, mein riesiges saal-artiges Zimmer, den Dielenboden, die Lage, aus der in 5 bis 10 Gehminuten einfach ALLES erreichbar ist, ich liebe das Gefühl der Freiheit, was mich jedesmal überkommt, wenn ich die Eingangstür aufschliesse, weil diese Wohnung mehr ist, als einfach nur eine schöne Altbauwohnung (obwohl es auch schon schön genug wäre!) – sie ist das Symbol des Neuanfangs, sie ist ein Beweis dafür, dass Wunder tatsächlich noch möglich sind, sie ist die Erinnerung daran, wie hart es war, den Umzug auf die Beine zu stellen und alle Probleme, die mit unglaublicher Sturheit aus dem Boden sprossen, zu überwinden, und sie ist Zeugin davon, wie ich vor Freude schrie und sprang, als ich mit all meinem Hab und Gut und mit Peter, der das alles im Sprinter nach Berlin fuhr, zum ersten Mal in sie eintrat und mein Zimmer sah, das groß, lichtüberflutet, luftig und komplett leer darauf wartete, dass ich es mit meinem langersehnten neuen Leben fülle.

 

 


Die Komfortzone zu verlassen fühlt sich an, wie ein Gang zum Zahnarzt – unangenehm und überflüssig. Aber danach denkt man – „Ich habe es geschafft!“


 

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Ist es immer eine gute Idee, seine Komfortzone zu verlassen?

Beginnt das Leben wirklich erst am Ende der Komfortzone?

 


 

Niemand muss seine Komfortzone verlassen, nur weil die Gesellschaft es einem suggeriert! Komfortzonen sind nämlich sehr wichtig für unsere psychische Stabilität. Wenn du mit allem zufrieden bist, dann lass es so! Aber sei ehrlich zu dir selbst und unterscheide zwischen echter Zufriedenheit und Verdrängung. Wenn du in Wirklichkeit gar nicht zufrieden bist, sondern es dir nur einredest, um nichts ändern und riskieren zu müssen, dann ist es vielleicht an der Zeit, loszulassen und Vertrauen zu üben.

Ja, die Grenzen der Komfortzonen sind individuell.  Meine sind zwar eher weit gesteckt, dennoch gibt es sie, und sie werden mit fortschreitendem Alter nicht weniger. Eigentlich interessant – wenn man älter ist, hat man ja schon viel mehr erlebt und sollte die Angst vor Neuem etwas verloren haben, aber meist ist genau das Gegenteil der Fall. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, das sich auch noch einbildet, dass wenn man nichts ändert, alles SICHER bleibt. Was natürlich ein Trugschluss ist.

Dennoch hat das Herauswagen aus Komfortzonen einen entscheidenen Vorteil: man erlebt Dinge, die man sonst nie erleben würde, man lernt und entwickelt sich mit einer ganz anderen Geschwindigkeit und Tiefe, als in seinem Alltagstrott und geht gestärkt aus dem Ganzen empor. Und manchmal auch geschwächt. Denn manchmal laufen Dinge auch schief. Dennoch ist es auch eine Einstellungssache. Wenn ich bereit bin, aus problematischen Situationen zu lernen, dann ist das Geschwächt-Sein nach dem Scheitern nur vorübergehend. Und ja, niemand hat gesagt, dass das Leben ein Spaziergang sein würde.

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Ich lief die Rosenthaler Strasse entlang, die herbstliche Sonne schien mild und etwas blass auf Berlin herab, ich blieb kurz stehen, um die Stäbchen auseinanderzubrechen, und als ich den ersten Biss von dem japanischen Krautsalat mit scharfem Sesam nahm, überströmte es mich plötzlich:

ich bin immer noch so glücklich, hier zu sein. Alles wird gut.

Berlin, Oktober 2019


Diesen Beitrag schrieb ich vor mittlerweile über zwei Monaten.

Und zögerte, ihn zu veröffentlichen, denn die Dinge hatten sich kurz nach dem Niederschreiben schon wieder verändert. Es kam eine neue Option dazu, die dem Ganzen eine 50-50 Chance beschert hat. Ich hätte nicht nur eine Chance, in der Wohnung zu bleiben, sondern es würde gleichzeitig den Zusammenzug mit meinem Liebsten bedeuten. Fünf Wochen lang, die uns wie eine Ewigkeit vorkamen, zitterte ich und wartete jeden Tag auf den entscheidenden Anruf.

Er kam am Donnerstag. Martin darf im März zu mir ziehen. Es war wohl noch nicht an der Zeit, diese Komfortzone zu verlassen. Aber die Gedanken darüber haben meinen Alltag wochenlang geprägt und mich gleich mit. Und vielleicht war genau das der Sinn.

 

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eingesperrte Kreativität, Berlin und Gegensätze

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Ich saß über den Wolken und überlegte.  

Nein, ich war nicht tot (noch nicht), sondern im Flugzeug auf dem Weg nach Maastricht. Nachdem ich erst ein paar Stunden zuvor im Traum versuchte, Kokos-Duftnoten einzufrieren, um sie dann beim Auftauen in Töne zu verwandeln (wie kommt man bitte auf solche Ideen??), stand ich unter der Dusche und hätte mir nichts sehnlicher, als ein wasserfestes Aufnahmegerät im Bad gewünscht – und noch ein anderes Aufnahmegerät neben dem Bett, das im Dunkeln von alleine anspringt, für den Fall, dass mir beim Einschlafen was einfällt.

Das würde nämlich das lästige Licht-Anmachen und erstmal Blindwerden nach der unterbrochenen Einschlafphase endlich überflüssig machen… Die besten Ideen kommen nämlich dann, wenn man sie nicht aufschreiben kann. Warum ist das so? Vermutlich weil Kreativität sich schnell eingesperrt fühlt und sich am besten entfalten kann, wenn man mit anderen Dingen beschäftigt ist und nicht unter (Zeit-)Druck steht, sich etwas einfallen lassen zu müssen – zum Beispiel, wenn man gerade duscht oder eben am Einschlafen ist.

Ja, Kreativität ist ein sehr zartes Pflänzchen,

sie kann nämlich auch dann verkümmern, wenn man ZU sehr mit Anderem beschäftigt ist. Momentan bin ich das wohl – und zwar mit dem Aufbauen von meinem neuen Berlin-Leben. Und es verschlägt mir die Sprache – sowohl im übertragenen positiven, als auch im wörtlichen Sinne. Das geht so weit, dass es mir das Schreiben schwermacht, sodass hier auf dem Blog länger, als mir lieb war, Stille herrschte… Ich war liebestrunken und abgelenkt! Jedesmal, wenn ich einen Fuß vor die Tür setzte, dachte ich – o mein Gott, ich bin in Berlin, im legendären Berlin-Sommer! Als wäre ich plötzlich in ein Geschichts-Buch reingesprungen, oder sogar andersrum, als wäre Geschichte aus einem Buch ausgebrochen und ist einfach zum realen Leben geworden, und ich bin ein lebendiger Teil davon!

Ich bin in dieser Stadt, der schon so viele Worte gewidmet wurden,

und ich dagegen fand keine passende sprachliche Form, die meinen Gefühlen und Eindrücken gerecht werden würde. Berlin ist, wie das Leben selbst – der Lebensgenuss und die Abgründe der menschlichen Existenz sind hier so nah beieinander, dass ich minütlich zwischen Dankbarkeit für mein eigenes Leben, Ignoranz, schlechtem Gewissen und wiederum Dankbarkeit und Erleichterung hin- und herschwanke. Und insgeheim habe ich das Gefühl, dass mich dieses Schwanken als eine Nicht-Berlinerin verrät, denn ist ein echter Berliner nicht abgestumpft und ignoriert die tausendundeine Verrücktheit und tausendundeine traurige Gestalt, die ihm tagtäglich begegnen, wie mir heute ein Mann begegnete, der mitten im wuseligen Trubel stumm da saß, den Kopf resigniert in die Hände vergraben? Soll man jedem Obdachlosen und „Motz“-Verkäufer was geben? Ist es denn erstrebenswert, das Leid zu ignorieren? Oder ist Ignoranz gar ein Muss für die moderne Persönlichkeit, die sonst an all den Ereignissen und Fakten zerschellen würde, die uns nicht nur in der eigenen Stadt, sondern aus den entferntesten Ecken der Welt in Form von Schlagzeilen in den Nachrichten – und mittlerweile auch in Form von Menschen auf der Flucht – erreichen?

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Einerseits… Andererseits…

Wie dem auch sei – die letzten Wochen schien meine Kreativität überfordert. Natürlich nicht nur von meinen Gefühlsschwankungen, sondern auch von der ganzen Vorgeschichte des Umzugs. Es gibt kreative Menschen, die brauchen sehr viele aufwühlende Ereignisse in ihren Leben, um schaffen zu können. Ich dagegen brauche zwar auch Inspiration, aber eine in friedlichen und harmonischen Umständen. Und zur Harmonie musste ich erst noch finden.

Manch einer mag denken – aber sie ist doch erst seit zwei Wochen wieder in Berlin und muss erstmal ankommen! Das mag stimmen – aber auch mit meinem Zeitgefühl passieren gerade komische Dinge. Einerseits kommen mir diese zwei Wochen nach meinem letzten München-Besuch eher wie zwei Monate vor – die Stadt, mein Kiez und meine Wohnung fühlen sich so vertraut an, wie man das für die wenige Zeit hier kaum für möglich gehalten hätte! Paradoxerweise verfliegen die Tage gleichzeitig so schnell! Ich habe ständig das Gefühl, dass ich gerade noch aufgewacht war und mir einen Kaffee gemacht hatte, und jetzt liege ich schon wieder im Bett und mache das Licht aus.

Denn auch ich bin ein Mensch der Gegensätze und der Extreme und kenne „Einerseits – andererseits“ nur zu gut. Vielleicht passe ich deswegen so gut nach Berlin. Ich bin gespannt, wie unsere Beziehung sich entwickelt. Was mich angeht –  aus Verliebtheit wird langsam Liebe.

Und Liebe ist immer nicht nur „wegen“, sondern auch „trotz“.

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