Dream. Believe. Achieve.
… dieser Spruch und seine Allgegenwart auf übertrieben optimistischen möchtegern-lebensweisen Lifestyle-Blogs löst bei mir eine allergische Reaktion aus. Warum?
Erkläre ich gleich. Erst möchte ich zwei Sachen vorwegnehmen:
Erstens. Ich habe es durchaus nicht nötig, Leistugen anderer durch den Kakao zu ziehen, um selber besser dazustehen, darum soll es hier nicht gehen. Zweitens. Ich möchte hiermit nicht die Träumer angreifen.
Das, was meine Allergie hervorruft – ist die Heuchlerei. Jemand, der glaubt, er könne (und solle) alles erreichen, wenn er es nur will, kann leichter instrumentalisiert werden für Ziele großer Unternehmen, die ihn glauben machen, dass es sich dabei um seine eigenen Ziele geht – und somit kann dieser „Jemand“ leider gefährlich werden. Gefährlich für die Gesellschaft in dem Sinne, dass er ein Einzelgänger wird, ein Ego-gesteuertes Über-Individuum auf dem steilen Weg zum Ziel.
Wir haben vergessen, was „sozial“ eigentlich bedeutet. Das Zusammenarbeiten (nicht Gegeneinanderarbeiten!) ist für die Gesellschaft von essenzieller Bedeutung. Der größte Teil des Team-Gelabers ist wiederum nur eine Art der Manipulation, um Leute – äh besser gesagt, „Arbeitskräfte“, auszuquetschen und ihre irgendwo noch vorhandene Sehnsucht nach „gemeinsam“ auszunutzen. Wenn es darauf ankommt, kann sich nämlich ganz schnell rausstellen – ja, wir sind ein Team – aber du passt leider nicht mehr dazu. Und Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Wieviele Leute haben schon Jobs verloren, wo sie sich absolut zugehörig gefühlt haben und ihr ganzes Leben dafür aufopferten?
Im Studium hatte man in mein Hirn eingepflanzt – um weiterzukommen, musst du gut sein. Punkt. Nach dem Studium musste ich feststellen – Oops. Wenn das bloß so einfach wäre. Gut sein ja – aber es ist nur die Voraussetzung. Dazu solltest du am richtigen Ort zur richtigen Zeit sein und was noch viel wichtiger ist – die nötigen Charaktereigenschaften mitbringen, die da wären –
- Selbstanpreisungsfähigkeit (in Firmensprache „Selbstbewusstsein“)
- gut trainierte Ellenbogen
- und nicht zuletzt die Fähigkeit, andere Fische aus dem Teich hinauszuschmeißen, wenn es mal für die eigenen ehrenwerten Ziele eng werden sollte.
Wie viele erfolgreiche Blogger zum Beispiel antworten auf die Frage „Wie hast du das alles erreicht“ mit „Durch harte Arbeit“? Wie unreflektiert und verlogen ist das bitte? Harte Arbeit ist höchstens die Voraussetzung, aber doch nicht alles, was zum Erfolg führt! Wie wäre es mit „Durch Connections, Glück, Fleiß, Motivation und eventuell noch gutes Aussehen?“
Während meines Bewerbungsgesprächs bei Abercrombie ist in die Runde gefragt worden (es war ein Massen-Vorstellungsgespräch, wenn man das so bezeichnen darf) – „was waren deine größten Erfolge?“ . Der Surferboy mit Muckis sagte „Als ich beim Sport meine Ziele erreicht habe“, der blonde Engel mit Brille sagte „Als ich mein Abi geschafft habe“, und ich musste ich zwangsläufig sagen – „Das kommt darauf an, was man unter Erfolg versteht. Für mich bedeutet jedes Scheitern Erfolg, solange man daraus lernen kann“, und kassierte einen schockiert-verständnislosen Blick der ganzen Runde. Den Job hab ich natürlich nicht bekommen ;)
In diesem Sinne – frohes Scheitern! Lehnt euch zurück und chillt ein bisschen! Und scheißt mal öfter auf Erfolg, Ziele und sonstigen Krampf – kann für euch und auch für eure Mitmenschen ziemlich entspannend werden :D
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